Homo Deus.

von Maciej Zasada

Die Tatsache der Existenz oder Nichtexistenz Gottes, des Universums oder einer gegebenen Wahrheit ist unabhängig von unseren Ansichten oder aktuellem Wissensstand. Die Erde dreht sich um die Sonne unabhängig davon, ob wir daran glauben oder nicht.

Das Beispiel kopernikanischer Himmelsmechanik zeigt, dass nicht alles, was uns lokal evident erscheint, auch aus der universellen Perspektiveder Fall ist. Dass sich Heliozentrismus so früh gegen Geozentrismus durchsetzte, grenzt an ein Wunder, zumindest angesichts der regelmäßig auf Erden auf- und untergehenden Sonne.

Und es ist stets die Erfahrung einer universellen und einer definitiven Wahrheit, die anzustreben ist. Warum? Weil eine partikuläre oder temporäre Wahrheit keine ist – eine solche erweist sich früher oder später als falsch, unabhängig davon, mit welchen Argumenten sie begründet ist, und wie evident sie uns erscheint (auch die Ptolemäische Epizykel-Theorie war mathematisch vollkommen – sie erlaubte jedenfalls, wie die kopernikanische, akkurate Voraussagen zu treffen…dies spielt aber keine Rolle, denn die kopernikanische Theorie war bedeutend einfacher, und eine Theorie, die einen natürlichen Tatbestand einfach beschreibt, beschreibt ihn für gewöhnlich adäquater als diejenige, welche denselben kompliziert darstellt…So das Prinzip Ockhams).

Archaischer Mensch und Logik.

Archaischer Mensch ist ein konfrontationsfreudiger, ein parteiisch denkender, ein ausschließender und ein zwischen „dem Eigenen“ und „dem Fremden“ unterscheidender. Archaischer Mensch ist derjenige, der im Alltag klassische Aussagenlogik verwendet – die Logik des Ausschließens. Wie diese Logik funktioniert, sehen wir in heutigem Polen: die rechtspopulistische Regierung versucht hier gegenwärtig die Personen LGBT+ zu stigmatisieren und auszuschließen, davor Ärzte, Behinderte, Richter…. Es geht immer darum, im Namen der Erhaltung oder Wiederherstellung einer imaginären „Gerechtigkeit“, einer „bedrohten“ Ordnung, bestimmte Menschen oder Menschengruppen von der Gesellschaft auszuschließen. Das Ziel ist die Bildung einer binären Ethik, in der man sich selbst als Verteidiger des „Guten“ gegen das „Böse“ inszenieren kann. Die Funktion der aussagenlogischen Ausschluß-Mechanik bleibt stets dieselbe, ob im Hitlers Reich, oder in heutigem Polen.

Klassische Aussagenlogik ist uns allen gemeinsam, obwohl wir uns in der Ästhetik des Denkens voneinander stark unterscheiden (vom belesenen Schöngeist bis zum einfältigen Rüpel). Das konstituierende Prinzip dieser Logik ist „Tertium non Datur“, nach dem es zwei logisch zulässige Daseinszustände existieren können: das Sein und das Nichtsein – jede dritte Option (beispielsweise gleichzeitige Existenz und Nichtexistenz des Gegenstands p an einem Punkt der Raumzeit) ist ausgeschlossen. Die These dieses Prinzips scheint unwiderlegbar zu sein…dass sie es nicht ist, habe ich bereits bewiesen. Ich habe gezeigt, dass die klassische Logik mit ihrem Prinzip des ausgeschlossenen Dritten vervollständigungsfähig, daher unvollständig ist.

Dass die Aussagenlogik unvollständig ist, habe ich bewiesen, indem ich ein kosmologisches Universumsmodell entworfen habe, in dem das Gründungsprinzip der Aussagenlogik nicht gilt. Ich habe darin auf die Möglichkeit der Existenz des Universums als einer kollabierenden Daseinsenklave in absolutem Nichts hingewiesen. Einerseits wäre dieses Dasein mit dem Nichts identisch, andererseits existierte das Universum sehr wohl materiell (es wäre also nicht mit dem Nichts identisch). Beschriebene Existenz bestünde aus Energie, welche die Materie des Universums bildete (theoretische Berechtigung: die SRT-Äquivalenz E = mc²).

Es gelang uns damit, die klassisch-logische Ordnung der Aussagenlogik zu entkräften, und zwar dadurch, dass wir die Stichhaltigkeit des Gründungsprinzips des ausgeschlossenen Dritten widerlegt haben – eine Daseinsform der gleichzeitigen Existenz und Nichtexistenz ist sehr wohl denkbar (logisch). Es ist unmöglich den „Dritten“ darin auszuschließen, denn zwischen dem „Ersten“ (Nichts) und dem „Zweiten“ (Universum) kein Unterschied besteht.

Wir haben begriffen, dass Wahrheit ein Begriff der Sprache und kein Gegenstand der Natur sei – Wahrheit kommt in der Natur gar nicht vor, und zwar aus dem Grund, dass es keine Falschheit in der Natur vorkommt (nichts, was in der Natur existiert oder nicht existiert kann falsch sein: die Möglichkeit der Lüge beschränkt sich stets auf die Sätze der Sprache und ihre Logik).

Nebenbemerkung: dies ist eine wichtige Erkenntnis, denn es wurde bis jetzt gar nicht zwischen der Wirklichkeit der Natur und der logischen Wirklichkeit unterschieden. Man erkannte nicht, dass das Gute, das Böse, Wahrheit und Falschheit ausschließlich als logische Begriffe funktionieren. Die Wirklichkeit hat nichts mit der Logik der Begriffe und auch nichts mit dem Prinzip des ausgeschlossenen Dritten zu tun. Die Funktionsweise dieser Wirklichkeit beschreibt die experimentelle Quantenphysik – eine Physik, in der „Tertium non Datur“ nicht gilt. In der Physik haben wir also klassische Logik bereits überwunden. Ende der Nebenbemerkung.

Wir haben auch begriffen, warum die Wahrheit, in deren Namen argumentiert und interpretiert wird, nie eine vollständige sein kann (eine dialektisch begründete Wahrheit ist nämlich stets vervollständigungsfähig, während die logische Vollständigkeit sowohl die Notwendigkeit, als auch die Möglichkeit einer Vervollständigung ausschließt). Die vollständigen Aussagen sind endgültig, sie bedürfen keiner Vervollständigung und keiner Interpretation…sie sind bereits vollständig.

Eine wahre Aussage (vollständig und definitiv) schließt also die Möglichkeit einer Interpretation aus.

Diese relevante Erkenntnis macht eindeutig klar, dass im logischen Raum der Aussagenlogik, überhaupt keine Aussagen existieren (können), die zugleich vollständig und definitiv (also wahrhaftig) wären. Der Grund dafür ist, dass sich jede Behauptung im logischen Raum der Aussagenlogik argumentativ vervollständigen und dialektisch interpretieren lässt.

Dies ist eine entscheidende Erkenntnis. Sie bedeutet, dass innerhalb der Aussagenlogik die Existenz der definitiven Wahrheiten grundsätzlich ausgeschlossen ist.

Dadurch, dass die Aussagenlogik den lokal gültigen Wahrheitswert der Aussagen als endgültig betrachtet, ohne dass ihr tatsächlicher Wahrheitswert bekannt werden muss, ist es auch möglich, dass jede Aussage den Bedingungen der Wahrheit entspricht. Die einzige Bedingung der Wahrhaftigkeit der Aussagen ist in der Aussagenlogik ihre Widerspruchsfreiheit. Das Problem ist, dass auch Lüge diese Bedingung erfüllen muss…in Hinblick auf die formale Stichhaltigkeit und Widerspruchsfreiheit, gibt es nämlich keinen Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge…

Wie auch immer es klingt: unsere Logik operiert stets mit Lüge, welche als lokal gültige Wahrheit inszeniert wird (dies ist der Mechanismus jeder Dialektik). Die Wahrheit gilt also ausschließlich lokal. Sie ist als Gegenstand der Logik, als eine raffinierte Form der Lüge zu betrachten (dies gilt grundsätzlich).

Archaischer Mensch und Logik des Absoluten.

Ich werde nie die menschlichen Merkmale loswerden. Doch da es mir bereits gelungen ist, im Kontext des Absoluten zu reflektieren, gibt es für mich keine Rückkehr mehr zum urwüchsigen Wesen, das ich vorher gewesen bin. Für denjenigen, dem es gelungen ist, die ganze Sinnlosigkeit des ideologischen Partikularismus zu durchschauen, für denjenigen, der wenigstens einmal Herrgott über die Schulter geschaut hat, für den gibt es kein Zurück in die vertraute Archaik.

Die Perspektive des Absoluten ist übergeordnet und unauflösbar. Die göttliche Absolutheit schwelt seit jeher in jedem von uns. Es muss nichts erklärt werden (wie der Orgasmus nicht erklärt werden muss – dieser kann einem, der ihn nie erlebt hat, unmöglich erklärt werden, für denjenigen, der ihn hatte, gibt es keinen Erklärungsbedarf).

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Wie soll Idee der Logik Gottes einem Nationalisten erklärt werden?

Das geht nicht, sagst Du…

Doch wenn einem solchen Menschen einmal gelingt, die Welt durch das Prisma Gottes zu betrachten, dann hört er auf, ein Nationalist zu sein – ich garantiere, dass er sich früher oder später die richtigen Fragen stellt.

Unsere Partikularismen, seien sie national oder ideologisch sind keine Probleme aus der Perspektive des Absoluten. Sie sind aus dieser Perspektive betrachtet infantil.

Wir kämpfen miteinander um lächerliche Werte, darum, dass mein „links“ richtiger oder wahrer bezeichnet als deines. Um den Unsinn der partikulären und der ausschließenden Betrachtungsweise zu erkennen, reicht es, sich selbst im Kontext der entgegengesetzten Perspektive vorzustellen und erkennen, dass die „Wahrheit“ immer abhängig vom Bezugspunkt und partikulär unentschuldbar ist…Für die Meisten eine schwierige Aufgabe, für manche gar eine unmögliche.

Archaischer Mensch und Lüge.

Eine partikuläre, eine lokal gültige Wahrheit ist unvollständig – sie musst daher falsch sein. Das einzige allgemeingültige Kriterium der Wahrhaftigkeit ist nämlich die universelle Vollständigkeit der Aussagen, denn glaubwürdige Lügen besitzen dieselbe logische Form wie Wahrheit – sie müssen, wie Wahrheit, makellos sein, sonst wären sie nicht glaubwürdig.

Die logische Form einer glaubwürdigen Lüge muss im Idealfall derart perfekt sein, dass ihre Falschheit selbst dem Lügner nicht auffällt.

Die Falschheit in unserem logischen Raum ist also von der Wahrheit nicht zu unterscheiden. Wenn daher angenommen wird, dass jede dialektische Aussage falsch sei (unter „dialektische Aussage“ verstehe ich eine durch Argumentation gestützte Aussage), dann existiert überhaupt keine Wahrheit im logischen Raum der Aussagenlogik.

Es wird viel getan, um diesen Umstand zu verbergen: unbedingtes „Du-sollst-nicht-töten“ verwandelt sich unbemerkt in „du sollst nicht töten, es sei denn du musst; es sei denn es gibt Krieg – dann kannst du Feinde töten, soviel du willst – mit dem Segen der höchsten Instanz, denn »Gott mit uns«. Doch, wie gesagt, ist die Interpretation ein Zeichen für die Unvollständigkeit der Aussage. Kann denn unter genannten Umständen angenommen werden, dass es möglich wäre, dass der biblische Dekalog, der angeblich vom Gott persönlich an Moses auf dem Berg Sinai übergeben wurde, logisch unvollständige oder interpretationsbedürftige Gebote enthält?

Wäre dies möglich?

Gewiß nicht.

„Du sollst nicht töten“ ist deshalb einzig sinnvoll in der ursprünglichen, und unbedingten Fassung. Jeder Versuch einer bequemen Interpretation oder einer situationsbedingten Bedeutungsmodifizierung, entzieht dem Satz „Du sollst nicht töten“ den Sinn und macht aus ihm leere Floskel. Von der absoluten Bedeutung der Gebote gibt es keine Abweichung, wenn man will, dass sie ihre absolute Bedeutung und Gültigkeit behalten.

In diesem Kontext wäre es angebracht, etwas über Zeugen Jehovas zu sagen. Ja genau, über diejenigen, welche an Sonntagen an die Tür klingen und nerven…

Nicht jeder weiß das, aber Zeugen Jehovas waren es, die sich Hitler 1939 entgegenstellten und sich geweigert haben, mit Waffe in der Hand in den Krieg zu ziehen. Dafür wurden sie reihenweise vor die Wand gestellt. Dieses Opfer bleibt unvergessen – Respekt, dass diese Burschen „Gottes Wort“ wörtlich nahmen und sich, wie Jesus Christus, geopfert haben.

Es ist das beste Beispiel für die Unangepasstheit an die Wirklichkeit im Sinne von beharrlicher Außerachtlassung der allgemein akzeptierten Ordnung – einer Ordnung, die offenkundig dem Gebot „töte nicht“ widerspricht.

Deus.

Aus Gott machen wir ein menschliches Wesen.

Friedrich Nietzsche nannte Jesus einen Idioten gerade wegen seiner unbedingten Treue an die im Dekalog kodierten Werte. Diese rücksichtslose Treue muss dem informierten, angepassten und nüchternen Menschen geradezu idiotisch vorkommen, stimmt’s? Ein solches Verhalten war nicht nur zu Jesus Zeit geradezu selbstmörderisch.

Da ist die absurde Menschenwelt: einerseits Gott, der das Gebot „töte nicht“ kolportiert, andererseits derselbe, der für diejenigen Partei ergreift, die zum töten aufrufen und der nichts unternimmt, um diejenigen zu schützen, die seine Direktive bedingungslos befolgen: dieser Widerspruch wird von den Menschen gar nicht erkannt – „Gott mit uns“ rufen sie freudig und ziehen in den Krieg. So ein Unsinn.

Wir nähern uns dem Kern. Dasselbe Verhalten, das für den Menschen aus verschiedenen Gründen akzeptabel ist, erweist sich aus der Gottesperspektive als inakzeptabel.

Daraus geht hervor, dass es einen relevanten Unterschied zwischen Gott und Mensch geben muss. Dieser Unterschied scheint jeweilige Logik (und die Bedeutung der Worte) zu betreffen.

Das Verlorene Paradies.

Aus mehr oder minder verlässlichen Quellen wissen wir, dass Gott uns Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat (nehmen wir mal an, es würde stimmen). Die Frage lautet, ob dieses Ebenbild, bloß die materielle Struktur oder auch Gottes logische Bedingung der Wirklichkeit (oder einfacher: Logik) betrifft. Wenn die Ähnlichkeit alle Aspekte des Absoluten betrifft, und wenn wir heute feststellen, dass sich die logische Grundbedingungen der Wirklichkeit bei Gott und bei Mensch unterscheiden, dann kann eine Hypothese aufgestellt werden, dass wir vielleicht selbstständig oder beeinflusst von einem mythischen „Reptil“ den ursprünglichen logischen Code vereinfacht haben und sich infolge dessen, von unserer Ur-Ähnlichkeit mit Gott entfernt haben (wofür wir schrecklich bestraft wurden, indem wir uns selbst bestraft und mit menschlicher Dummheit infiziert haben…mit all den traurigen Folgen.

Homo Deus.

Warum sollten wir bei der archaischen Logik beharren, wenn wir bereits Umrisse einer Logik erkennen, deren Prinzipien den universalgültigen Werten des Absoluten entsprechen?

Welchen logischen Sinn besitzt noch Intoleranz, deren Entstehung vom aussagenlogischen Ausschlussprinzip bewirkt wird?

Wäre es nicht sinnvoller, nach einer Logik zu handeln, in der Toleranz keine bloß zur Wahl stehende Option, sondern ein zwingend aus den logischen Gesetzen hervorgehendes, kategorisches Handlungsprinzip wäre?

Ausschluss und Intoleranz besitzen im Kontext des Absoluten insofern keinen Sinn, als dass sie zwar an der Vollständigkeit des Absoluten teilnehmen und diese bilden, allerdings die Werte und die Mechanismen, welche ihnen entgegenwirken, dieselbe Relevanz in der besagten Vollständigkeit besitzen.

Alle im Kontext der Absolutheit gültigen Aussagen müssen absolut vollständig sein.

Die absolute Vollständigkeit beinhaltet sämtliche Aspekte sämtlicher Perspektiven und Argumente, bevorzugt aber keine davon gegenüber den anderen (ähnlich symmetrisch wie Mach’s Äquivalenzprinzip in der Physik). Das Ausschlussprinzip und die Wahrheit existieren also aus dem prinzipiellen Grund nicht im Kontext des Absoluten, weil die Wahrheit darin vollständig sein muss. Der Ausschluss schließt aber per Definitionem Vollständigkeit aus.

In dem Sinne kann es innerhalb der Logik des Absoluten keinen Begriff für eine partikuläre (lokal bevorzugte) Wahrheit geben. Anders als in der menschlichen Aussagenlogik. In dieser ist eine lokal bevorzugte Wahrheit nicht nur erstrebenswert, sondern logisch zwingend.

Das „archaische“ an der Aussagenlogik ist daher programmatische, unumgängliche Unvollständigkeit der Aussagen. Diese rührt daher, dass die Aussagenlogik diejenigen Aspekte ausschließt, welche nicht dem partikulären Wahrheitsbild des Beobachters entsprechen. Wenn sowohl die Aussage a, als auch die Aussage b potenziell wahr sein können, und wenn Aussage a für wahr gehalten wird, dann muss zugleich, nach dem Prinzip vom ausgeschlossenen Dritten, die Wahrheit von b ausgeschlossen werden, womit die ursprüngliche Vollständigkeit vernichtet wird („ursprüngliche Vollständigkeit‘ bedeutet hier: wahr kann sowohl die Aussage a, als auch die Aussage b sein)

Wenn aber eine partikuläre Wahrheit gelten soll, womit die Vollständigkeit ausgeschlossen wird, und da sich ausschließlich für partikuläre Wahrheit argumentieren lässt, dann gilt, dass sich auch Argumentation und Vollständigkeit der Aussagen gegenseitig ausschließen.

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Sämtliche Wahrheitsperspektiven, auch die, welche ausschließen, spielen ihre Rolle bei der Bildung der Vollständigkeit der absolut gültigen Aussagen – sie sind sinnvoll in demselben Sinn, in dem das Definieren des Begriffs „links“ sinnvoll ist. Dieser Begriff ist nämlich gültig trotz der Tatsache, dass sich seine Gültigkeit auf die lokale Perspektive des Beobachters beschränkt. Unsere Logik schließt dagegen Gültigkeit derjenigen Perspektiven grundsätzlich aus, in denen das besagte „links“ nicht in dieselbe Richtung zeigt, in die „links“ aus der lokalen Perspektive des Beobachters deutet. Darin auch lässt sich der ganze Unsinn dieser Logik erkennen.

Einerseits ist uns die logische Unvollständigkeit des Begriffs „links“ klar – wie wissen um andere Perspektiven, für die unser „links“ sogar „rechts“ bedeuten kann, andererseits haben wir die größte Schwierigkeit damit, dialektische oder ideologische Anschauung, welche nicht unserer lokalen Perspektive entspricht, als gleichberechtigt zu behandeln.

Die Überzeugung, dass die Wahrheit singulär ist, und die Überzeugung, dass eine lokal bevorzugte Wahrheit allen anderen überlegen ist, ist der logische Grundfehler, den wir Menschen machen.

Wir verfügen freilich über keine „kosmische“ Perspektive, doch es gibt bereits ein Prezedenzfall: wir akzeptieren den Begriff „links“ universell, auch dann, wenn dieser für jeden Beobachter etwas anderes bedeutet, und noch etwas: wir wissen, dass es die Erde ist, die sich bewegt, wenn es auch evident die Sonne ist, die sich bewegt, die täglich auf und abgeht. Dies gibt Hoffnung.

Der Switch.

Der Switch ist einfach. Wir ersetzen den archaischen Mechanismus des Ausschlusses durch die in absolutem Sinn logische Mechanismen der Integration und Äquivalenz. Dadurch ändert sich das logische Klima hier – statt programmatisch durch den logischen Ausschlussmechanismus begünstigten und durch sich gegenseitig ausschließende Perspektiven bewirkten Intoleranz, erreichen wir das Gegenteil und die Äquivalenz des göttlich Absoluten. Es reicht aus, um sich in etwas zu verwandeln, das wir schon immer gewesen sind.

Denn „Wahrheit“ ist bloß ein Begriff der Logik, sie ist kein Gegenstand der Natur. Als solche sollte sie eine universelle Resultante aller partikulären Wahrheiten sein, und keine partikuläre Wahrheit einer davon.

Er ist schon immer da gewesen – schwellt in jedem von uns: Homo Deus.

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©August 2020.

Lange geschrieben – beinhaltet Dinge, die zum ersten Mal ausgesprochen werden, für welche manchmal die richtigen Worte fehlen und gesucht werden müssen.