Konsequenzen der 4. Behauptung – I
von Maciej Zasada
4.4.1 Konsequenz 1 – Der Mittelpunkt der Symmetrie.
Die Gegenwart bildet immer den Mittelpunkt des Universums, und zwar völlig unabhängig von ihrem raumzeitlichen Ort, denn man ist immer in der Lage, genau zu bestimmen, wie weit ihr Ort in der Raumzeit (räumlich und zeitlich) vom Anfang aller Dinge entfernt ist.
Die Gegenwart bedingt auf diese Weise die geometrische Zentralsymmetrie des sphärischen Universums.
Die jeweilige Gegenwart, unabhängig von ihrem Ort, ist singulär – sie findet jeweils im zentralen Punkt des sphärischen Universums statt.
4.4.2 Konsequenz 1.1 – Symmetrie der Welt.
Jeder Ort muss (nach 4.4.1), in seiner jeweiligen Gegenwart, gleich weit vom Urknallaugenblick entfernt sein.
Jeder einzelne Punkt des heutigen Universums war ein Teil der gemeinsamen und singulären Gegenwart des Urknallaugenblicks. Deshalb, wenn man beliebige Punkte des Universums in ihrer jeweils aktuellen Gegenwart in Relation zueinander und zum Urknall setzt, muss für jeden von ihnen, unabhängig von ihrer relativen Lage, das selbe geometrische Bild des Universums gültig sein – das Bild einer vollkommenen Sphäre, deren äußere Grenze die Urknall-Linie ist und deren Mitte die jeweilige Gegenwart bildet.
Ilustration 4. Die Zentralsymmetrie des Universums lässt sich feststellen in jedem beliebigen Gegenwartspunkt, unabhängig von seiner singulären Zeit und seiner singulären Position bezogen auf den Beobachter.
Für diejenigen Punkte, die sich am Rande des Universums befinden, gilt zusätzlich, dass ihre raumzeitlichen Positionen, aus unserer Sicht (aus der Sicht unserer lokalen Gegenwart), in der tiefen Vergangenheit liegen.
Wenn wir annehmen, dass das Universum seit dem Urknall stetig expandiert (was wir vorläufig annehmen müssen, was wir jedoch bald infrage stellen), dann ist auch die Annahme berechtigt, dass sein Diameter wenige Augenblicke nach diesem Ereignis, verglichen mit dem Diameter des heutigen Universums, verschwindend gering gewesen ist.
Die Entfernung eines beliebigen Ortes der Raumzeit zur Urknalllinie ist im spezifischen Punkt seiner jeweiligen Gegenwart in jede Himmelsrichtung dieselbe (die Form des Universums in der jeweiligen Gegenwart seiner Bestandteile ist stets dieselbe).
Jeder Punkt, jeder Ort des Universums ist für sich betrachtet der Ausgangspunkt der kosmischen Expansion. Es ist daher für einen Beobachter nur konsequent zu behaupten, dass das Universum seinen Anfang genau dort genommen hat, wo er sich gerade befindet.
Der Grund dieser zwingenden Annahme liegt auf der Hand: die Koordinatenunterschiede oder durch die Expansion des Universums bedingte Inhomogenität der relativen Materieverteilung im heutigen Universum, hat ihren Anfang dort genommen, wo alle Expansion im Universum ihren Anfang genommen hat – in einem einzigen Punkt maximaler Ordnung, aus dem alle künftigen Punkte unseres Universums in einem einzigen Augenblick hervorgegangen sind.
Alles, was sich nach dem Urknall ereignete, hat seinen Ursprung in dieser Ur-Sache. Deshalb sind alle Punkte des gesamten Universums unabhängig von ihrer relativen Lage, unabhängig von ihrem physikalischen Zustand in ihrer jeweiligen Gegenwart räumlich gleich weit von dem Urknallort und zeitlich gleich weit von dem Urknallaugenblick entfernt.
Aus dieser Tatsache resultiert theoretisch die Äquivalenz aller Orte und aller Systeme im Universum, welche in der 4. Behauptung postuliert wird.
Erkenntnis 6:
Die Gegenwart entscheidet die separate Existenz und die eigenständige Geometrie eines singulären Indiversums.
Jede Gegenwartsinstanz (Beobachter) ist der Mittelpunkt eines unabhängigen Indiversums.
Die raumzeitliche Äquivalenz aller Orte im Universum, welche wir nun annehmen, hat zur Konsequenz, dass der Begriff der Universalität des Raumzeitssystems seine Gültigkeit verliert.
Mit anderen Worten: wenn die Raumzeitgeometrie vom Ort der Betrachtung unabhängig ist (wenn für sämtliche Beobachtunspunkte, dieselbe geometrische Symmetrie der Raumzeit existiert), dann kann diese Raumzeitgeometrie nicht universell gelten, sondern muss für jeden einzelnen Beobachter singulär sein.
Dies ist kein Paradoxon.
Die geometrische Symmetrie der Raumzeit, bezogen auf jeden einzelnen Raumzeitpunkt, bedeutet nicht etwa, dass diese Geometrie für alle Raumzeitpunkte universell ist – im Gegenteil – wäre sie universalgültig, ergäbe sie in jedem einzelnen Raumzeitpunkt ein anderes Bild der Raumzeit.
Die Einführung der raumzeitlichen Äquivalenz hat zur Folge, dass das Konzept des Universum durch das Konzept des Indiversums ersetzt wird.
4.4.3 Konsequenz 1.1.1
Die Existenz einer absoluten Zeitrechnung und eines absoluten Raummaßes wird somit auch innerhalb einer relativistischen Argumentation vorstellbar und zulässig (und zwar wenn als absolute Bezugspunkte jeweils die Gegenwart eines räumlichen Punktes und der Urknallaugenblick angenommen werden)
Um diese Konsequenz mit Argumenten zu stützen fehlt uns hier die theoretische Grundlage, diese wird jedoch im weiteren Verlauf geliefert.
4.4.4 Konsequenz 1.1.2
Der räumliche Radius des Universums steht in einem linearen Verhältnis zum zeitlichen Abstand zwischen einer gegebenen Gegenwart und dem Augenblick des Urknalls.
Aus dieser, im Kontext der Konsequenz 1, trivialen Konsequenz folgt:
4.4.5 Konsequenz 1.1.3
Für jeden einzelnen Beobachter existiert nur eine Gegenwart. Diese entsteht in der Mitte der Raumzeit separat für jeden einzelnen Beobachter.
Die Existenz eines Beobachters (in seiner lokalen Gegenwart) ist für die Wirklichkeit der Raumzeit essenziell.
4.4.6 Konsequenz 1.2
Die Struktur des Universums ist standpunkts- und gegenwartsabhängig.
Der Akt der Beobachtung entscheidet das Indiversum.
Der Ort und die Gegenwart der Messung (der Beobachtung) erzeugen eine singuläre, einmalige Form der Wirklichkeit.
4.4.7 Konsequenz 1.3
Die Gegenwart eines Bezugssystems ist ausschließlich lokal.
Dies ist der Grund, warum die Gleichzeitigkeit der Geschehnisse innerhalb der Raumzeit generell nicht möglich ist.
Illustration 5.
Y – Aktuelle Gegenwart des Systems a,b,c für einzelne Punkte des Systems.
Z – Die Position nicht gegenwärtiger Punkte des Systems (für a: b und c, für b: a und c, für c: a und b)
Der Raum, in dem die Gegenwart stattfindet ist singulär für jedes Bezugssystem. Der raumzeitliche Koordinaten-Unterschied zwischen den einzelnen Bezugspunkten bestimmt die räumliche Einzigartigkeit und die individuelle Existenz eines jeden von ihnen.
Erst durch das, was ein Bezugssystem a von einem einem Bezugssystem bunterscheidet, durch ihre räumlich-zeitliche Differenz, wird ihre jeweilige Gegenwart, als ein ordnender Faktor relativistischer Beziehung für jedes von ihnen und für alle übrigen Bezugssysteme des Universums maßgeblich.
Der Begriff „Universum“ verliert somit mitnichten seine Gültigkeit. Er ist selbstverständlich für die Gesamtheit aller Systeme der Raumzeit gültig. Seine Gültigkeit erstreckt sich jedoch nicht auf jedes einzelne Bezugssystem der Raumzeit.
Die Bedeutung der Konsequenz 1.3 ist weitreichend.
Sie legt nahe, dass Körper, welche außerhalb der Gegenwartsinstanz (nennen wir diese nach Stanisław Lem “Sensorium“) existieren, sich in Bezug auf diese Gegenwartsinstanz in der Vergangenheit befinden.
4.4.8 Konsequenz 1.4
Jeder Ort im Universum enthält in seiner jeweiligen Gegenwart eine eigene Version des Indiversums, dessen Mittelpunkt er selbst ist.
Die Gegenwart erschafft für jeden einzelnen Punkt des Universums seine singuläre Position innerhalb der Raumzeit und entscheidet seine zentrale Lage innerhalb eines singulären Indiversums.
Eine Umkehr der Denkrichtung könnte in doppeltem Sinn an der Zeit sein, nämlich jene vom Zentrum zum Rand der Welt:
Um sich das Universum zurechtzudenken, ist der Mensch ja stets von sich aus gegangen und hat sich so seit je her selber zum Zentrum seiner Anschauung gemacht. Inzwischen hat er immerhin gelernt, dass es «derzeit» ein Zentrum der 3-dimensionalen Welt nicht gibt, weil die Expansion des gesamten Raumes beinhaltet, dass jeder seiner Punkte sich ständig gleichermassen von allen andern entfernt. Deshalb sei hier das Präsens als Zeitform der obigen Aussage hervorgehoben, denn es betont, dass (bloss) im «Heute» kein Zentrum zu finden ist.
Tatsächlich kann jenseits dieser zeitlichen Einschränkung, nämlich im 4-dimensionalenRaum R^3*T, ein solches sehr wohl gefunden werden, wenn man, wenn auch bloss in der Vorstellung, die Zeit an den Anfang zurück dreht: Wird nämlich ein beliebiger Punkt mit 4-dimensionalen Koordinaten (r1,2,3 und t) in seine Vergangenheit zurück geschickt, gelangt er von überall und aus jeder Zeit her in den selben raumzeitlichen Ursprungs- und damit Mittelpunkt der Welt, der da «Urknall» genannt wird. Einzig dieser Ort mit der Zeitkomponente t = 0 und den Raumdimensionen r1,2,3 =0 kann als das Zentrum, und zwar des vierdimensionalen Raumzeit-Kontinuums, verstanden werden. So befindet (Präsens!) es sich also nicht irgendwo im momentanen r^3 zu einer zugehörig variablen Zeit t, sondern einzig in der absoluten Gegenwart der Zeitkomponente T = 0, jener Ewigkeit der Zeitlosigkeit, von wo die Welt ausgegangen ist und, absolut betrachtet, immerzu hinaus geht…
Verfolgt man diese invertierende Denkweise weiter, dann stellt sich der Rand der Welt, also der gesamten Raumzeit R^3xT, als Ort heraus der überall und ständig jeweiligen Gegenwart, also der expandierenden Übergangsbrane r^3*t zwischen Vergangenheit und Zukunft. Ausschliesslich in deren Hier & Jetzt sind Veränderungen (z.B. sämtliche jemals stattgefundenen oder noch stattfinden werdenden Translationen, Rotationen, Verformungen, Energie- und Materietransformationen) möglich. Und dies einzig aufgrund ihrer in T (senkrecht zu allen drei R-Komponenten, denn jeder Radiusvektor einer Kugeloberfläche steht ja senkrecht auf dieser) erfolgenden Expansion, welche die vierdimensionale «Vollkugel» (d.h. die vormalige Existenz all dessen, was bereits stattgefunden hat) in die Zukunft hinaus wachsen lässt. Dies geschieht gemäss den physikalischen Gesetzen der fluktuierenden Umgestaltungen ausschliesslich in der Übergangsbrane r^3*t, also dieser vom Urknall sich immerzu weiter entfernenden reinen Gegenwart t des sich in T ausbreitenden Raumes. Bei näherer Betrachtung sind es wohl diese Naturgesetze, welche die Gegenwartsbrane überhaupt konstituieren.
Zusammengefasst: Wer auch immer sich in der Gegenwart befindet (und waren wir denn jemals woanders?!), hat sich bisher – wenn auch wissenschaftsgeschichtlich betrachtet in immer subtilerer Weise – im Zentrum der Welt gewähnt und sich dabei doch, ohne sich dessen gewahr zu sein, stets ausschliesslich auf/in deren 3-dimensional expandierender raumzeitlichen Oberfläche befunden, dem in die Zukunft expandierenden Rand der Welt, auf (oder besser: in) dem deren gesamte Dynamik sich abspielt.
Ja.
Die Frage ist bloß, was ist diese Expansion und welche die Anfangsdynamik des Universum war…
Ich beschreibe das Modell des implodierenden Universums, in dem sich die Gegenwart stets punktuell am Ende der universellen „Weltlinie“ abspielt.
So rücken die betrachteten Effekte, wie Redshift dorthin, wo sie auch hingehören: in die Vergangenheit.
Man kann nicht mehr behaupten, die Expansion des Universums „findet statt“, nein, diese hat stattgefunden, wie auch alles, was wir sonst beobachten (bedingt durch den Grenzwert der Geschwindigkeit des elektromagnetischen Signals). Das implodierende Universum ruft dieselben Raumeffekte hervor, wie das expandierende. Der Beobachter sieht bloß, dass sich die Objekte von ihm entfernen, ob das die Konsequenz der Expansion oder der Kontraktion des Raumes sei, ist für ihn unentscheidbar.
Die Geometrie der beiden Modelle ist natürlich unterschiedlich.
Das kontrahierende Universum ist zwar auch raumzeitlich, doch es muss gar nicht als existent betrachtet werden. Alle seine Attribute, einschließlich Materie, sind Aspekte der Vergangenheit. Innerhalb der Gegenwart existiert tatsächlich nichts materiell.
Komisch, nicht wahr?