Was soll das mit dem Gottesbeweis? Als Agnostiker, brauch ich doch keinen.

von Maciej Zasada

Das stimmt, ich bin ein Agnostiker. Dass ich aber ale Agnostiker einen Gottesbeweis fabriziere, ist kein Widerspruch…
Bei meinem Gottesbeweis geht es mir nämlich nicht um Gott selbst, sondern um die Logik, mit der ich seine Existenz begründe. Gott ist nur der Vorwand. Für mich ist Gott in erster Linie eine logische Instanz, eine Veranlassung, über Menschen nachzudenken, über Differenzen, die uns von seinem idealen Wesen unterscheiden, über unseren Platz im Universum und über die Möglichkeit, seine universelle Rationalität einzuführen.

Solange wir nämlich eine zweiwertige Logik verwenden, in der die Lüge einer der beiden logischen Werte, und in der das Böse einer der beiden ethischen Werte ist, wird die Brücke, die uns mit unseren entferntesten, primitivsten und blutrünstigsten Vorfahren und mit ihrer trostlosen Realität verbindet, erhalten bleiben.

Die These, die ich in diesem Punkt vertrete ist, dass wir (mich eingeschlossen) durch unsere Logik in dem Sinne determiniert werden, als dass all unsere feine Kultiviertheit, auf die wir so stolz sind, und die uns anscheinend von den Affen unterscheidet, in demselben Augenblick sich auflöst, in dem wir uns bedroht fühlen oder in dem unsere Existenz, unser Wohlstand, unsere gesellschaftliche Position, unsere Werte etc. auf dem Spiel stehen. Dann schalten wir von dem dualistischen, in den archaisch-dualistischen Verhaltensmodus. So einfach geht das.

Die Verwendung der göttlichen Instanz lässt erkennen, dass unsere Welt zwar durch dualistische Mechanismen bestimmt wird, dass jedoch die archaische Logik, welche hinter diesen Mechanismen steht, nicht der endgültige Zustand der Entwicklung ist.

Dies ist einer archimedischen Erkenntnis gleich, denn es gibt auf Erden keine vernünftige Alternative zum Affensein.

Das Beispiel Gottes und das Beispiel seiner Sicht, zweifelsohne konstruiert, lassen uns doch erkennen, dass der logische Paradigmenwechsel bereits auf der Ebene unserer gegenwärtigen Rationalität zum Greifen nahe ist.

Die Tatsache, dass wir in einer universellen Perspektive, die keine Vorurteile, keine Stereotypen oder eindeutigen Schwarz-Weiß-Urteile enthält, einen Sinn finden, ist ein Wunder. In dieser Welt.

Die Tatsache, dass wir immer wieder auf die animalische Evolutionsstufe zurückfallen, dass (dann) Kultur, Kunst oder gar Zivilisation irrelevant werden, und die Bedeutung von Differenz, Isolierung und Ausschluss zunimmt, ist darauf zurückzuführen, dass unser logisches System am Besten mit klaren Feindbildern und klaren Frontlinien operiert. Es stammt ja aus einer Zeit, in der diejenigen Vorteile genossen, welche größere Hämmer schwingen konnten.

Die Existenz von Schwarz-Weiß-Differenzen ist unverzichtbar für das zweiwertige System der Logik. Solange diese Logik die Menschenwelt bestimmt, solange ist Differenz und Spaltung eine unverzichtbare Voraussetzung der Vernunft. Wir erfahren es gegenwärtig – es kommen archaische Menschen an die Macht. Sie polarisieren, sie verteidigen die „Tradition“, doch vor Allem und tatsächlich (und völlig unwissend) verteidigen sie die kollabierende logische und ethische Ordnung.
Zweiwertige Logik akzeptiert und toleriert nämlich keine universellen Werte. Eine dualistisch (zweiwertig) geordnete Welt braucht klare Unterteilungen in Freund und Feind, in wir und sie, in gut und böse, in das, was „Wahrheit“ und was „Lüge“ genannt wird. Eine solche Welt, ist die Welt der sich gegenseitig ins Gesicht springenden Affen, dies ist die Welt, in der man entweder „mit uns“ oder „gegen uns“ ist, dies ist die Welt, an die wir uns gewöhnt haben, weil wir in Wirklichkeit keine andere je gesehen haben.

Die Existenz symmetrischer Unterschiede ist die Grundlage unserer Rationalität und damit die Grundlage unserer Welt … Und hier liegt das Problem und die Schwierigkeit für mich als einen Verkünder.

Ohne ein funktionierendes Beispiel kann ich niemanden vom Sinn einer universellen Perspektive überzeugen. Wir sind so an das Menschliche gebunden, dass wir keinen Sinn im Göttlichen sehen.

Ein Beispiel einer göttlichen Perspektive, einer göttlichen Rationalität, von der angenommen wird, dass sie universalgültig, vollständig und absolut sei, funktioniert aber augenblicklich. Binde ich meine Lehre an Gott, so muss ich niemandem neue Abhängigkeiten erklären, niemanden von der Überlegenheit universeller Werte überzeugen – sie werden auf Anhieb verständlich und ihre Bedeutung klar. Dies verdanke ich dem Bild Gottes, an das wir uns gewöhnt haben. Ein Referenzbild, das uns vertraut ist.

Nun sollten wir uns seinen Gesichtspunkt vorstellen…und pyk! es funktioniert.

Es geht aber trotzdem nicht um Gott. Das Ziel ist es, seine Perspektive zu erreichen, durch seine Brille zu gucken. Die faktische Existenz Gottes spielt bei der Erreichung dieses Ziels keine Rolle – sie ist von untergeordneter Bedeutung (sie ist auch aus einem anderen, sehr wichtigen Grund von untergeordneter Bedeutung: Wenn wir Gott betrachten, dann alle seine Aspekte, einschließlich derer, die nichts mit der Semantik zu tun haben. Das Wesen Gottes kann nämlich nicht vollständig in Worte gefasst werden…es enthält die stumme Natur – es wird daher nie vollständig definierbar sein…soviel zum Beweis.

Mein Ziel ist die Revolution des Geistes. Mein Ziel ist es, eine Alternative zum Affenverstand in uns zu finden. Mein Ziel ist es, die archaische Welt in den Kosmos zu schießen … mit all ihren Religionen, Institutionen und Werten.

Nicht mehr und nicht weniger.

Ich nutze die Idee Gottes aus…für die Logik. Ich nutze Gott aus, um meine Ziele zu erreichen.

Und Gott? Gott besitzt etwas wertvolles an sich. Seine Gestalt umhüllt das Licht.

Dieses Licht ist ein universallogischer Raum. Sichtbar.

Dies ist die Bedeutung von Gott.

Es ist egal, ob du an ihn glaubst, und es ist egal, ob er existiert.