Der empirische Beweis für die Existenz der Seele.

von Maciej Zasada

These: Die Gegenwart besitzt keinen räumlichen und keinen zeitlichen Ort im Universum. Sie bezieht sich stets auf einen gegebenen geometrischen, immateriellen Punkt.

Dass die Gegenwart punktbezogen ist, bedeutet, dass eine konkrete Gegenwart ausschließlich an einem konkreten geometrischen Punkt gelten kann (ein geometrischer Punkt im Euklids Sinne besitzt keine räumliche Ausdehnung – er ist vollkommen immateriell – besitzt also keinen Ort – er ist daher ideal als ein „Ort“ der Gegenwart).

These: Jede Information innerhalb der Wirklichkeit (auch die Wirklichkeit selbst) wird in der Zeit und mit einer finiten Geschwindigkeit übermittelt. 

Dies nachzuvollziehen bereitet solange keine Schwierigkeit, solange es sich beispielsweise um die Gegenwart der Erde und der Sonne handelt: wir bestimmen die Entfernung zwischen Erde und Sonne und, da wir den Wert der Lichtgeschwindigkeit kennen, behaupten, dass die Photonen des Sonnenlichts etwa 8 Minuten dazu brauchen, um die Strecke zwischen Sonne und Erde zu bewältigen. Wir sagen damit, dass die Information über den „aktuellen“ Zustand der Sonne acht Minuten lang übermittelt wird, bevor seine „Gegenwärtigkeit“ auf Erden registriert werden kann – d.h. der hypothetische Augenblick, an dem die Sonne erlischt, erst ca. 8 Minuten später auf der Erde als die Gegenwart des Sonnen-Blackouts registriert sein würde.

Wir konstruieren damit eine Relation zwischen der Entfernung (Raum) und der Gegenwart (Zeit). Dieselbe Relation bestimmt die lokale Gegenwartswerte zwischen Mond und Erde – wir bestimmen die Entfernung zwischen Erde und Mond und sagen voraus, dass die Latenz der Funksignale, welche dazu benötigt werden, etwaige Geräte auf der Mondoberfläche anzusteuern, ca. 1 Sekunde betragen wird. Damit sagen wir nichts anderes, als dass die irdische Gegenwart auf dem Mond und die Gegenwart des Mondes auf der Erde jeweils um ca. 1 Sekunde gegeneinander verschoben sind (um dieselbe Metapher zu benutzen: verschwände der Mond im Augenblick t, würde sich dieser Augenblick (die Gegenwart des Verschwindens des Mondes) auf Erden erst nach 1 Sekunde zutragen (t+1s). Soweit, so gut.

Für die Gegenwart auf Erden allgemein und für die Gegenwart zwischen zwei sich gegenüber stehenden Gesprächspartnern speziell, soll aber ein einziger Wert gelten (Entfernung = 0; t = t)…

Dies kann aber nicht sein – der Momentunterschied der Gegenwart gilt allgemein und betrifft den gesamten Weltraum – vom Raum der kosmischen Entfernungen, die in Parsec gemessen werden und selbstverständlich sind, bis hin zum subatomaren Raum des quantenmechanischen Mikrokosmos…ohne Unterschied.

Die Relativität der Gegenwart betrifft den gesamten Raum mitsamt all seinen großen und kleinen materiellen Bestandteilen (es kann hier keine Trivialitätsgrenze gezogen werden, weil dadurch, dass es uns hier um das Modell der Gegenwart geht, geht es hier zugleich um das Modell der scharfumrissenen Realität an sich).

Punkt א: Von einer selbstidentischen Gegenwart können wir daher lediglich an einem nichträumlichen (geometrischen) Punkt sprechen, denn jede, selbst die kleinste räumliche Entfernung, innerhalb deren dieselbe Gegenwart gelten sollte, zur Verzögerung des Gegenwartsmoments und zum Verwaschen des gesamten Zeitbezuges der Realität führen würde.

Punkt ק: Die Instanz, für welche die Gegenwart dediziert stattfindet, darf durchaus ihre eigene Instanz im Raum besitzen (wie etwa das menschliche Gehirn), nichtsdestotrotz besitzt sie aber keine räumliche Eigenschaften (wie Ausdehnung oder Dimension). Sie ist damit der Software eines Programms ähnlich, welche auf dem USB-Stick gespeichert, zwar innerhalb des Raumes lokalisiert werden kann (eine räumliche Instanz besitzt), an sich aber über keine räumliche Eigenschaft (wie Masse oder Ausdehnung) verfügt, und kein Bestandteil des Raumes ist (wie es etwa die Materie ist).

Unter der Voraussetzung א,ק gilt: Eine Instanz, für welche und innerhalb welcher die Gegenwart dediziert stattfindet, muss immateriell und nichträumlich sein, qed.

Diese Instanz nenne ich Seele.
Und so beschrieb sie Descartes; lesen Sie das mit dem, was Sie nun wissen im Sinn.

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„Dann prüfte ich aufmerksam, was ich wäre, und sah

daß ich mir vorstellen könnte, ich hätte keinen Körper,

es gäbe keine Welt und keinen Ort, wo ich mich befände,

aber daß ich mir deshalb nicht vorstellen könnte,

daß ich nicht wäre.

Ich erkannte daraus, daß ich eine Substanz sei,

deren ganze Wesenheit oder Natur bloß im Denken bestehe

und die zu ihrem Dasein weder eines Ortes bedürfe

noch von einem materiellen Dinge abhänge,

so daß dieses Ich, das heißt die Seele, wodurch ich bin,

was ich bin, vom Körper völlig verschieden

und selbst leichter zu erkennen ist als dieser

und auch ohne Körper nicht aufhören werde,

alles zu sein, was ist…“

 

–Rene Descartes-