iLogik. Theorie der Zeit XXXIII: Der Dualismus des Denkens und des Seins.

von Maciej Zasada

135.) These: Eine Aussage ist materielle Form eines immateriellen Gedankens (in der Aussage materialisiert sich der Gedanke).

Die Funktion einer Aussage ist es, einen immateriellen, rein subjektiv vorhandenen Gedanken, innerhalb der materiellen Wirklichkeit verfügbar zu machen (einen Gedanken mehr oder minder exakt, in eine mehr oder minder allgemein verständliche Sprache zu übersetzen).

Durch Aussagen werden immaterielle Gedanken als Objekte der materiellen Wirklichkeit allgemein zugänglich.

135.1) Eine Aussage ist eine materiell verfügbare Information.

Materiell verfügbar ist diejenige Information, welche innerhalb der materiellen Wirklichkeit zugänglich ist (welche, als Objekt der materiellen Wirklichkeit, jedem Beobachter zur Verfügung steht).

135.2) Eine Information, welche nicht materiell verfügbar ist, ist ein Gedanke.

Ein Gedanke an sich steht lediglich einem Subjekt (einem bewussten Beobachter als einer Instanz der Gegenwart) zur Verfügung.

Einen Gedanken zu äußern, heißt eine Aussage zu machen.

135.2.1) Der Unterschied zwischen einem Subjekt innerhalb der Gegenwart („Ich“) und einem Subjekt innerhalb der materiellen Wirklichkeit („Du“, „Ihr“, „Sie“) ist der Unterschied zwischen demjenigen Subjekt, der Gedanken produziert und demjenigen, der Aussagen tätigt.

Es besteht ein evidenter Unterschied zwischen der immateriellen Gegenwart, in welcher gedacht wird, und der materiellen Raumzeit (zeitlicher Kontext: die Vergangenheit), in welcher Aussagen ausgetauscht werden.

Alles, was einen Beobachter erreicht, sowie alles, was durch einen Beobachter versendet wird, ist materiell verfügbare Information, denn alles, was irgendwie zugänglich ist, ist eine Information, die in materieller Form vorliegt (wäre sie nicht materiell verfügbar, wäre sie ein immaterieller Gedanke s. [135.2]). Dadurch, dass die Wirklichkeit der Objekte ausschliesslich universell abrufbare Information beinhaltet, beinhaltet sie feste Materie.

Jede materiell zugängliche Information kommt in Form einer Aussage, jede immateriell zugängliche Information kommt in Form eines Gedankens daher (innerhalb der materiellen Welt wird daher stets mittels Aussagen kommuniziert).

Jeder Gedanke (auch der zutiefst pragmatische) ist deshalb esoterisch, jede Aussage (auch diejenige, welche abenteuerlichste, bzw. radikalste Esoterik ausdrückt) exoterisch.

135.3) Das charakterisierende Merkmal einer Aussage, welches sie von einem Gedanken unterscheidet, ist ihre materielle Verfügbarkeit.

Der Unterschied zwischen den Begriffen „Information“ und „Aussage“ besteht darin, dass Information auch dann vorliegt, wenn sie nicht universell abrufbar ist (als ein immaterieller Gedanke etwa), während eine Aussage als eine Informationsform stets in materieller Gestalt vorliegt (eine Aussage steht universell zum Abruf bereit).

135.4) Die Begriffe „Gedanke“ und „Aussage“ bezeichnen synonym, unterscheiden sich jedoch in der Ebene der Verfügbarkeit der jeweilig transportierten Information und in ihrer raumzeitlichen Verortung.

Ich definiere:

135.4.1) Ein Gedanke ist eine subjektiv verfügbare, innerhalb der Gegenwart entstehende / bestehende (immateriell gespeicherte) Informationsform.

135.4.2) Eine Aussage ist eine objektiv verfügbare, innerhalb der materiellen Raumzeit entstehende / bestehende (materiell gespeicherte) Informationsform.

Alles, was hier geschrieben steht, sind Aussagen. Diese haben insofern mit den Gedanken zu tun, die ich ausdrücken will, als ich dies zulasse oder als ich dies imstande bin, auszudrücken.

Es ist fast unmöglich, sich die materiell existierende Dinge genau vorzustellen, wie es umgekehrt unmöglich ist, anhand der empfangenen Aussage (wie etwa eines schönen Musikstücks) zu rekonstruieren, was genau der ursprüngliche Gedanke (oder die ursprüngliche musikalische Schönheit) im Kopf des Verfassers gewesen sein mochte.

Die Gedanken und die Aussagen gehören nicht derselben Kategorie an. Sie existieren als Informationsformen getrennt in verschiedenen zeitlichen Kontexten.

Innerhalb der Raumzeit unterscheiden wir drei getrennt bestehende Kontexte der Zeit:

1. Gegenwart: unmittelbare, punktbezogene Präsenz.
2. Vergangenheit: materielle, raumbezogene Existenz.
3. Zukunft: Wahrscheinlichkeit (oder „position extraordinaire“).

135.5) Das Gehirn kreiert, empfängt und verwaltet Aussagen innerhalb des „Raumes der Vergangenheit“.

Das Gehirn ist materiell.

Wenn [135.4.2] stimmt, dann ist jede Verfügbare Information innerhalb der Raumzeit eine Aussage. Eine Aussage ist (dann) auch jedes Ergebnis einer beliebigen Messung (auch einer Kernspin-Messung, welche das Gehirn selbst betrifft).

Alles, jede Information, welche innerhalb der Raumzeit verfügbar ist, jede Information (Signal), welche das Gehirn (oder Messapparatur) erreicht und welche durch das Gehirn (oder Messapparatur) verarbeitet wird, ist im Sinne [135.4.2.] eine Aussage.

Es ist uns gar nicht klar, dass ein Unterschied zwischen den gedachten und den materiell bestehenden, oder durch den Beobachter empfangenen Tatsachen faktisch existiert.

Die klassische, platonisch-aristotelische These von der Identität des Denkens und des Seins ist problematisch.

Solange wir beispielsweise mit offenen Augen durch die Gegend laufen, merken wir gar nicht, dass und wie sich die Welt in unseren Gedanken von der reell (materiell) existierenden unterscheidet.

Sich innerhalb einer wohl bekannten Umgebung zurechtzufinden bereitet uns solange keine Schwierigkeit, solange diese sichtbar ist – sobald wir aber die Augen schliessen und „blind“ sind, merken wir den Unterschied zwischen einer materiellen Sinneserfahrung des Raumes und einer (räumlichen) Sinnesvorstellung – die eigene Wohnung steckt auf einmal voller Stolperfallen…

Dasselbe betrifft jede materiebezogene Sinneserfahrung, die unterbrochen wird, und ihre (gedankliche) Vorstellung.

Unsere Sinne sagen aus über die Welt (und betrügen uns nicht selten darin). Ob das Sein an sich mit dem Denken identisch sei, vermag ich nicht zu entscheiden. Dass aber das materielle Sein mit dem Denken nicht identisch ist, ist für mich evident (Verbindung mit Thesen Christian Hoppes: die These, dass sich das Denken auf der materiellen Ebene erklären lässt, ist problematisch, weil sie die Identität der Welt auf der Ebene von materiellem und immateriellem Sein einerseits und Raumzeit und Gegenwart andererseits fordert. Wir zeigen aber, dass sich gerade die materielle und immaterielle Bestandteile des Universums (das Sein und das Denken) sowohl auf der Ebene der Verfügbarkeit ihrer jeweiligen Information, als auch durch ihre zeitlichen Kontexte voneinander wesentlich unterscheiden).

Klar ausgedrückt: der unüberwindbare Unterschied zwischen materiellem, raumbezogenem Sein und immateriellem, gegenwartsbezogenem Denken schliesst ihre Identität aus, womit u.A. ausgeschlossen wird, dass das materielle Sein [wie das Sein eines auf der materiellen Ebene funktionierenden Hirns] und das immaterielle Denken [eines auf der immateriellen Ebene funktionierenden Geistes] eines identischen (materiellen) Ursprungs sind.