Gottes Logik: Zentrale Ordnung als Grundlage der neuen Universallogik.

von Maciej Zasada

Gott existiert für mich vor Allem als ein logisches Konzept, nicht als ein Dasein. Gott als ein nützliches Konzept bewährt sich jedenfalls als eine nützliche logische Instanz.

Voraussetzung: ich postuliere die Existenz Gottes als einer universellen und einer absoluten logischen Instanz. „Gott“ ist an sich nur ein Wort. Die Bedeutung dieses Wortes ist im Grunde alles, was ich über das Absolute erfahren kann. Dies reicht aus. Die Logik besteht aus Sätzen, welche aus Worten bestehen. Ich setze voraus, dass ich in der Lage bin, die Sätze zu begreifen – ihren Sinn für mich zu entziffern.

Eine Instanz des Absoluten muss ihre eigene Logik besitzen, welche per definitionem die logischen und die ästhetischen Anforderungen aller religiösen und aller weltlichen Anschauungen erfüllt. Einen solchen Mechanismus gibt es im zweiwertigen Kontext der menschlichen Aussagenlogik nicht – dieser Mechanismus ergibt sich aber zwingend – er kommt bereits aus der bloßen Idee eines universalgültigen Schöpfergottes hervor – einer Instanz des Absoluten – in der sich alle Werte, alle Religionen und alle Weltanschauungen miteinander treffen und gegenseitig ergänzen. Die Logik Gottes kann nicht zweiwertig-ausschliessend, wie etwa Aussagenlogik sein, denn sie muss bewirken, dass sämtliche Perspektiven gleichberechtigt nebeneinander stehen und sich in der Vollständigkeit Gottes als dieselbe manifestieren.
Gott, der absolute Schöpfer, schliesst nicht aus. Ein ausschliessender Gott würde sich selbst widersprechen. Dies ist die Logik Gottes – Sein Gesichtspunkt.

Resi: Kann Widersprüchliches gleichberechtigt nebeneinander stehen?

Oja, für eine unbeteiligte und jeden Widerspruch überragende, vollkommene und logisch vollständige Ursprungsinstanz, steht Widersprüchliches durchaus gleichberechtigt nebeneinander – alles, jeder Wert, jede Perspektive, hat ja darin ihren Ursprung – die Entstehung des Widerspruchs darin ist logisch ausgeschlossen. Dies gilt axiomatisch.

Wir wollen etwas Absolutes erfassen, und damit uns selbst übersteigen. Ich kann eine Idee dazu entwickeln, aber nicht verifizieren. Damit ist alles beim Alten: Kann wahr oder falsch sein.

Die Frage ist, wie wir mit einer zweiwertigen, aus Prinzip unvollkommenen Logik einer universellen „Denkstruktur“ – dem Absoluten – näher kommen? Ich schlage zwei parallele, in entgegengesetzte Richtungen wirkende Denkmechanismen vor…

Der Aufstieg. MODEL 1: Ich bin ein gewöhnlicher Mensch: stückweit einfältig, stückweit homophob, stückweit orthodox, mein Weltbild ist national geprägt. Meine Welt ist einfach und widerspruchslos, denn was in sie nicht hineinpasst, wird ausgeschlossen (ich bemühe mich, diese „logische” Reinheit meiner Welt zu erhalten). Der Ausschluss ist das perfekte Mittel gegen jede fremde, in Widerspruch zu mir stehende oder Widerspruch stiftende Weltanschauung. Meine Welt – meine logische Umgebung – funktioniert dank der Ausschlussmethode perfekt.

Der universallogischer Wechsel: Indem ich die „göttliche Perspektive“ übernehme, werde ich mir der Unvollständigkeit meiner eigenen bewusst. Indem ich nämlich die Universalgültigkeit der Perspektive Gottes erkenne, kann ich meine Sicht nicht mehr als bevorzugt gegenüber den anderen betrachten: ich selbst „bin“ ja die Schöpfungsinstanz…. Aus dieser Perspektive betrachtend kann nichts im Widerspruch zu mir stehen – Gott ist ja der Ursprung von Allem. Die Gottesperspektive verändert meine Weltanschauung. Meine Perspektive wird um die Aspekte ergänzt, die meiner dialektischen Position gegenüberstehen oder sie gar nicht tangieren. Ich verändere mich nicht etwa durch das Studium anderer Ansichten, nicht durch Erfahrung und nicht durch die Begegnung mit dem im Widerspruch zu mir stehenden, sondern durch die Begegnung mit einer mich überragenden, universallogischen Denkqualität. Meine Weltanschauung evolviert allein dadurch, dass ich meine Perspektive aufgebe und die Perspektive Gottes übernehme.
Ich erkenne, dass nichts im Widerspruch zu mir stehen kann, weil alles ein Teil von mir selbst ist.

Der Unterschied zwischen meinem aussagenlogischen Ich und meinem universallogischen „ich” besteht darin, dass ich bewusst einen der Aspekte Gottes für mich reklamiere: die logische Universalität.

Der Abstieg. MODEL 2: Ich betrachte mich selbst als kultiviert, kosmopolitisch, tolerant und überhaupt als einen stolzen Träger der wertvollsten menschlichen Eigenschaften. Ich betrachte mich als fähig zu erkennen, was nun das Gute ist, und (dadurch) selbst „gut“ zu handeln. Ich stelle mich nicht auf der gleichen Stufe mit dem „Aufsteiger“ des ersten Beispiels. Mit gutem Grund, wie ich meine, dieses ungebildete, fremdenfeindliche Individuum verdient nicht beachtet zu werden: sein Weltbild ist bedauernswert. Imgrunde erkenne ich mich als besser und vollkommener. Deshalb auch schliesse ich das „Individuum“ dialektisch aus.

Der universallogische Wechsel: Indem ich die „göttliche Perspektive“ übernehme, wird mir bewusst, dass die Aufsteiger-Perspektive als eine legitime Perspektive einer logischen Instanz Gottes zu verstehen, daher als gleichwertig zu behandeln ist. Ja, indem ich das erkenne, erkenne ich mich selbst als zum Teil homophob, orthodox, national und unvollständig…ich erkenne keinen Unterschied zwischen dem, was den Aufsteiger, und dem, was mich selbst ausmacht. Der Grund: ich muss die Superiorität Gottes und seiner universellen, alles transzendierenden und alles beinhaltenden Schöpfer-Perspektive gegenüber meiner eigenen anerkennen. Ich erkenne: meine Perspektive kann erst dann vollständig und vollkommen sein, wenn ich jede Sicht transzendiere, wenn ich gottes Werk und gottes Logik in jedem Aspekt der Schöpfung erkenne und als solche behandele, nicht bloß in denjenigen Punkten, die mir ideologisch „passen“ oder sonstwie „sympathisch“ sind. Meine Weltanschauung evolviert allein dadurch, dass ich die Perspektive meiner Privatlogik aufgebe und die universelle Perspektive Gottes als meine eigene übernehme. Somit werde ich zur logischen Instanz des Absoluten. Ich erkenne vor Allem, dass nichts im Widerspruch zu mir stehen kann.

Der Unterschied zwischen meinem „Ich“ früher und jetzt besteht nun darin, dass ich bewusst einen der Aspekte Gottes für mich selbst, und nicht nur für die göttliche Oberinstanz reklamiere: die Universalität (derselbe Mechanismus wie beim Aufsteiger).

Sind diese logischen Mechanismen in Bezug auf die gegenwärtige Umstände des Menschseins utopisch? Gewiss, diese lassen sich aber logisch einwandfrei aus der Idee des weltschaffenden Gottes ableiten. Auf diese Weise lässt sich sogar die Institution und die Funktion des Erschaffers überzeugend und vollständig begründen – vielleicht sogar besser, wie es selbst Christus gelungen ist. Die christliche Praktik, das Gute dem Bösen entgegenzuhalten, wird nämlich seit zwei Jahrtausenden praktiziert…mit mäßigen Erfolg (wie die Welt ist, sieht jeder). Aus der Perspektive des Absoluten, besitzt Logik, nicht etwa Moral, die metaphysische und die ästhetische Allmacht. Moral ist jedoch stets zweiwertig, wobei das Gute frei definierbar und das Böse beliebig zuweisbar ist.

Bedeutet Universalität dann nicht eine Weltanschauung ohne Ethik? Wenn jede Sicht – und damit jedes Handeln – akzeptiert werden muss, entsteht Beliebigkeit. Dann ist das Foltern Undchuldiger genauso in Ordnung wie den Notleidenden zu helfen. Oder?

Für eine universale Gottesinstanz existiert „das Böse“ nicht. Die Moral erübrigt sich, wenn es zur logischen Gleichstellung der Werte innerhalb dieser Instanz kommt. Voraussetzung der Gerechtigkeit ist natürlich eine allgemeine Akzeptanz der universallogischen Spielregeln. Heute noch kann Nietzsche Jesus als einen Idioten bezeichnen…und er behält damit im gewissen Sinne recht…(gutgläubig christlich heißt naiv, gutgläubig christlich heißt dümmlich), universallogisch betrachtet wird diese Beurteilung nicht mehr möglich sein. Das Gute ist nämlich nicht das Gegenteil des Bösen. Das Gute ergibt sich genausowenig aus der Abwesenheit des Bösen, wie aus dessen Gegenwart. Gut und böse sind nämlich Kategorien der Aussagenlogik. Sie kommen im universallogischen Kontext des Absoluten gar nicht vor.

Sind die Mechanismen aus der heutigen Sicht utopisch? Gewiss, sie können aber aus dem Gottesgedanken logisch zwingend abgeleitet werden. Ich begründe damit Gott und seine Funktion besser und vollständiger als es selbst Christus gelungen ist. Das Gute gegen das Böse hochzuhalten, wird nämlich seit jeher praktiziert und es zeigt sich immer noch als sinnlos…Erwiesenermaßen. Aus der Perspektive des Absoluten besitzt Logik die mystische und ästhetische Allmacht. Nicht die Moral. Moral ist stets zweiwertig, wobei das Gute frei definierbar und das Böse beliebig zuweisbar ist.

Mit welchen logischen Spielregeln soll gerechtfertigt werden, was Kindern Schlimmes angetan wird?

Der Mensch ist sowohl gut als auch böse, kann auch gut oder böse handeln. Dies deshalb, weil wir innerhalb des zweiwertigen aussagenlogischen Paradigma funktionieren und keine komplexeren Moralsysteme entwickelt haben.

Aber wie funktioniert die Begründung des Guten und die Verurteilung des Bösen, wenn es doch nichts falsch sein kann?

Das Gute wie das Böse gibt es nicht. Nur. Eventuell. Das Sinnvolle….und das Sinnlose. Gottes Logik.

Der Holocaust hatte eine abgrundtief böse Qualität. So etwas kann man nicht als sinnvoll beschreiben. Und das ist nach meiner Ansicht in jeder Handlung gegeben, in der einem anderen absichtlich Schmerz und Leid zufügt wird.

Vergiss nicht: wir betrachten in göttlichen Kategorien des Absoluten. Es geht um die Perspektive des Absoluten, nicht um die des Täters und nicht um die des Opfers. Dies ist Gottes Perspektive. Dies sind Gottes Dilemmata, um die es hier geht.

Den Holocaust würde ich nie als sinnlos bezeichnen. Im Gegenteil. Wenn schon Schmerz und Leid, dann zumindest mit Sinn. Diesen zu erkennen, wenn du derjenige bist, dem Leid unmittelbar zugefügt wird, mag zwar unmöglich sein, doch aus der Perspektive Gottes…(„die Wege des Herrn“) ergibt sich dieser Sinn zwangsläufig (die „Reife“ dieser Perspektive ist von der Ebene der Aussagenlogik aus tatsächlich unerreichbar)

Ich will eine *Denkstruktur*, eine neuartige Verantwortung, und eine neue Perspektive auf den Menschen und sein Universum erschaffen. Sinnlos ist aus dieser Sicht rein gar nichts, außer Moral. Um dies zu erkennen (um den Sinn dessen zu erkennen), lebe ich seit einiger Zeit unter den schlimmsten Moralaposteln, die es in der Welt gibt. Diese unterscheiden gnadenlos in schwarz und weiß. Mir wurde gerade hier viel bewusst. Die Welt, die Verantwortung, die Manipulation (die Art, wie mit Anstand bspw. umgegangen wird ) sind hier exemplarisch (wird Einer hier als anständig unter den Eigenen definiert, so spielt seine unversöhnliche Böswilligkeit den Anderen gegenüber keine Rolle – sie wird vielmehr als mutig empfunden (Knochenbruch als Kavaliersdelikt…man sagt auch „Doppelmoral“ dazu).

Schwierig, nicht wahr? „Doppel“ ist die Moral übrigens grundsätzlich. Allein schon wegen der Zweiwertigkeit ihrer Syntax. Gut und böse existieren nicht. Zumindest nicht im Kontext des Absoluten. Bloß das interessiert mich aber: das Absolute.

Nicht sinnlos ist nicht identisch mit nicht böse. Dass alles Sinn hat, auch, wenn wir ihn in unserer geschöpflichen und zeitlichen Begrenztheit nicht erkennen, ist Teil des christlichen Glaubens. Du nimmst Böswilligkeit in Deinem Umfeld wahr. Wie soll das durch eine neue Denkstruktur, die von etwas Absolutem ausgeht, das wir selbst konstruieren, aufgehoben werden?

Der Sinn hat nichts mit gut und böse zu tun. Der Sinn von Allem wird sich am letzten Tag des Universums zeigen. Der Sinn einer jeden Handlung und einer jeden Unterlassung ergibt sich rückwärts in der Zeit.

Ist das, was ich meine. Sinnvoll, aber trotzdem böse. Ist kein Widerspruch.

„…sinnvoll, aber trotzdem böse.“ Zwischen „sinnvoll“ und „böse“ muss in der Tat kein Widerspruch bestehen. Es muss aber auch kein Widerspruch zwischen „sinnlos“ und „gut“ bestehen. Das Gute muss (daher) nicht sinnvoll, wie das Böse nicht sinnlos sein. Dies bedeutet aber, konsequent weiter gedacht, dass die Interpretation Gottes nicht durch das Prisma der christlichen Moral erfolgen kann. „Das Gute“ ist für Gott kein Maßstab, dieser wäre höchstens der Sinn einer Handlung. Gott „moralisch“ auszulegen ist sinnleer.

Gut und sinnvoll ist kein Widerspruch, weil gut ein Wert ist. Werte müssen sinnvoll sein. Aber letztlich ist alles eine Frage von Definition, ob gut, sinnvoll oder Gott. Und wir definieren immanent.

Aber nein, „gut“ und „sinnvoll“ ist für den christlichen Begriff der Moral adäquat, ich aber sage „böse und sinnvoll“…oder „sinnlos und gut“. Dies legt die christliche Wertevorstellung und die Vorstellung vom vorgegebenen Sinn der Werte in Schutt und Asche. Nicht aber die Vorstellung vom Sinn als solchen, und nicht die Vorstellung vom Gott und der Mächtigkeit seiner Logik.

Sinngebung ist ganz stark Interpretationsabhängig. Es gibt keine objektive Sinngebung, auch nicht am Ende. Sinn kannst Du vor, während oder nach einem Ereignis in dieses hineininterpretieren. Sinn ist nicht objektiv logisch. Sinn ist auch abhängig vom Ziel.

Nicht wenn es sich um den Sinn von Ganzem handelt. Der Sinn ist nicht lokal zu erschliessen, d’accord, aber den Sinn universal zu erschliessen, dürfte kein Problem sein.

Welche Frage steht dahinter? Ob die Existenz des Universums sinnvoll ist?

Ob das Universum sinnvoll oder sinnlos ist, oder sein muss, ergibt sich am Ende und ist auch davon abhängig, ob diese Kategorisierung in Bezug auf Gott/Universum überhaupt adäquat ist. Oben dargestellte Mechanismen sind ja artifiziell und darübet hinaus aussagenlogisch formuliert. Sie müssen mit Wirklichkeit nichts zu tun haben…und mit Gott sowieso. Sie sind als Mittel zu verstehen, die uns erlauben, die logischen Barrieren unseres zweiwertigen Denkens zu überwinden.

Dies ist das Sinnvolle daran.

Die Prinzipien der universellen Ethik:

Glaubst du an Gott?
Dann achte seine Schöpfung, als ob sie deine eigene wäre.

Glaubst du nicht an Gott? Dann finde Sinn darin, verantwortlich für die Schöpfung zu sein, als ob es Gott gäbe…als ob Du persönlich der Schöpfer von Allem wärest.

Imperativ: Du bist die hohe Instanz des Absoluten. Handele danach.

Wahnsinn. Bin ein Religionsstifter. Gebe den Anstoß zur Bildung einer neuen Religion. Für Agnostiker. Für Logiker. Für Menschen mit universellem Bewusstsein.